Bevor wir unseren Campervan überhaupt abgeholt hatten, stand für uns schon fest, dass unser erster Roadtrip uns nach Albanien führen sollte. Irgendwas hat uns in dieses Land gezogen, vermutlich waren es all die Berichte und Erzählungen aus dem Internet über ein Land, was mit Zentraleuropa kaum zu vergleichen ist und mit unberührter Natur.
Dort haben wir auch unsere ersten Offroad-Erfahrungen gemacht und unseren niegelnagelneuen Campervan eingeweiht, indem wir die Trittstufe abgefahren haben und uns die ersten Kratzer in den Seitenfenstern zugezogen haben. Für Offroad-Begeisterte und Outdoor-Enthusiasten absolut das richtige Ziel!
Albanien liegt zur Hälfte vollständig an der Küste und bringt damit ideale Voraussetzungen fürs Freistehen mit. Es gibt haufenweise Plätze, wo du den Strandabschnitt für dich alleine haben wirst. Einzelne Teile der Küste sind mit Hotelgruppen zugepflastert, aber diesen Parts kann man ja ausweichen. Zudem ist es unfassbar günstig dort, was Kosten für Lebensmittel, Freizeit und Restaurants angeht (Diesel / Benzin leider eher nicht).
Im Inland triffst du auf weite Ebenen, riesige Gebirgszüge (z. B. die Albanischen Alpen) und viele kleine Ortschaften. der Tourismus ist bei weitem noch nicht überall erschlossen. Außerdem auf sehr gastfreundliche Menschen, die dich unaufgefordert Fragen, ob du Hilfe brauchst, oder dir auf dem Gemüsemarkt einfach noch jede Menge Extra-Gemüse ohne Aufpreis in die Hand drücken. Ablehnen ausgeschlossen. Du wirst aber auch auf viele Straßenhunde, großes Müllproblem und Armut treffen, wir wollen hier nichts schönreden, darauf musst du ebenfalls gefasst sein.
im Sommer heiß & im Winter mild, daher ganzjährig, im Oktober hatten wir noch 30°
2 - 3 Wochen
ca. 19 h / 1.700 km
Offiziell nicht erlaubt, aber überall geduldet und teilweise von Einheimischen sogar gerne gesehen
ALL (Albanischer Lek)
Umrechnungskurs: 115 ALL = 1 EUR
Albanisch, Englisch so gut wie kaum verbreitet, stellenweise eher Deutsch als Englisch
Wir verraten euch, welche unsere Lieblingsplätze in Albanien waren, wo wir nicht wieder hinfahren würden und was uns so richtig vom Hocker gehauen hat.
Theth ist ein mittlerweile sehr touristisch erschlossenes Bergdorf mitten in den Albanischen Alpen. Von Mountainbiken, über Wandern bis Klettern ist dort alles möglich. Es gibt zahlreiche Gästehäuser mit Restaurant, die alle einen großen Vorgarten mit Platz für Campervans oder andere fahrbare Untersätze haben.
Im Vergleich zum Rest Albaniens sind die Restaurant-Preise etwas höher. Wichtig: Als wir dort waren, gab es in Theth noch keinen Geldautomaten, also genug Bargeld mitnehmen!
Du kannst von Theth aus verschiedene Tagestouren unternehmen und die Albanischen Alpen und umliegenden Wasserfälle erkunden. Das geht zu Fuß oder per gebuchter Jeep-Tour vor Ort. Bis auf den Anfahrtsweg (dazu gleich mehr) sind alle restlichen Wege nicht asphaltiert und in sehr schlechtem Zustand, mit einem Kastenwagen so gut wie kaum befahrbar, also eher was für Dachzeltnomaden oder Allrad-Vans. Auch für Expeditionsmobile sind die Wege größtenteils zu schmal und die Kurven zu eng.
Von Shkodra aus führen zwei Wege nach Theth:
Die asphaltierte Nordroute nach Theth
Die Nordroute war bis vor einigen Jahren noch eine Offroad-Strecke, ist aber mittlerweile komplett bis Theth asphaltiert und so gut ausgebaut, dass auch große Reisebusse das Bergdorf anfahren. Im Winter ist die Strecke je nach Witterung geschlossen. Die Nordroute führt durch ein langgezogenes Tal und am Ende über viele Serpentinen hoch auf den Pass und auf der anderen Seite wieder runter nach Theth. Unbedingt vollgetankt losfahren!
Die Offroad-Südroute für Abenteuerlustige nach Theth
Die Südroute ist über Google Maps zu finden und vollständig Offroad, und damit meine ich keinen einfachen Schotterweg, sondern enge Haarnadelkurven, die für einen 6,40 Kasten fast schon zu eng sind, Fahren über Geröll, Flussdurchfahrten und sehr sehr tiefe Spurrillen.
Wir hatten damals keine Ahnung und haben die Route mit unserem Camper genommen (damals noch ohne AT-Bereifung und ohne Höherlegung). Wir haben es zwar geschafft, ich kann aber nur davon abraten, das mit einem 6,40 m Ductao / Jumper / etc. nachzumachen, da die Strecke stellenweise sehr gefährlich ist und die Spurrillen so tief sind, dass der Van unterhalb ernsthaften Schaden nehmen kann. Auch für größere Mobile, wie Expeditionsmobile, sind die Wege zu schmal und die Haarnadelkurven zu eng.
Solltest du den richtigen fahrbaren Untersatz dafür haben, kann ich nur empfehlen, einen Abend im Gästehaus Kulla e Pal Binoshit bei Oliver und seiner Familie zu verbringen. Es gibt unten eine große Wiese, wo genug Platz ist, um das Auto abzustellen. Oben im Haus erwartet dich das beste albanische Essen, dass du je essen wirst, und eine fantastische Aussicht über die Albanischen Alpen, versprochen (wir reden noch heute dauernd davon)! Das Gästehaus von Oliver erreichst du, von Shkodra kommend, nach etwa zwei Dritteln des gesamten Weges nach Theth.
Unsere ausführlichen Erfahrungen zur Südroute nach Theth findest du in unserem Blog.
Zwischen Koman und Fierze gibt es eine Fährverbindung, auf der nicht nur PKWs sondern auch Wohnmobile (auch größere) mitfahren können. Die Überfahrt ist super abenteuerlich und definitiv eine Erfahrung wert! Es geht durch steile Schluchten, über tiefblaues Wasser und vorbei an Ecken, die in Albanien noch gänzlich unbewohnt sind. Die Überfahrt dauert ca. 4 Stunden.
In den Sommermonaten und auch in der Nebensaison ist es super wichtig, die Überfahrt mit einem Fahrzeug online vorzubuchen, da der Platz sehr begrenzt ist. Es passen ca. 6 Wohnmobile und 6 PKWs drauf. Für Fußgänger, Fahrräder und Motorräder ist fast immer Platz. Vorbuchen kannst du direkt online beim Fähranbieter Komani Lake Ferry Berisha, wenn du online bezahlst gibt es auch einen Rabatt.
Die Fährverbindung fährt täglich jeweils einmal in beide Richtungen:
Der Preis ist abhängig von der Größe des Fahrzeugs. Wir haben zu zweit mit unserem 6,40 m Kastenwagen ca. 100 EUR bezahlt. Zusätzlich muss am Fährhafen eine Hafengebühr in Höhe von 5 EUR bezahlt werden.
Du solltest spätestens eine Stunde vor der Abfahrt vor Ort sein. Die Warteschlange auf der Koman-Seite führt durch einen engen Felstunnel, hier am besten einfach einreihen und nicht von der Hektik beunruhigen lassen. Die Mitarbeiter kümmern sich dort um alles, aber typisch albanisch wirkt es für uns Deutsche etwas chaotisch. Auf der Fierze-Seite ist vor der Fähre ein großer Parkplatz, da ist deutlich mehr Platz. Wir haben dort einfach gewartet und irgendwann gingen die Mitarbeiter um und haben uns nach und nach eingesammelt.
Die Fähre ist super winzig und wir waren überrascht, wie viele Autos da wirklich drauf gepasst haben bzw. wie die Mitarbeiter es passend gemacht haben. Wir standen mit zwei anderen Bussen in einer Reihe und wurden wirklich milimetergenau eingewiesen, Spiegel einklappen inklusive. Zum Schluss standen die Camper so eng, dass wir nur noch durch die Hecktür rauskamen. Das ist allerdings normal dort und dessen solltest du dir vorher bewusst sein. Es wird jeder Zentimeter ausgenutzt. Zusätzlich war das Panoramadeck komplett voll mit Menschen – und das im Oktober.
Auf der Koman-Seite gibt es übrigens ein paar tolle Plätze zum Freistehen direkt unten am Komani Lake. Der See hat auch im Sommer immer einen leichten Wellengang und eignet sich daher zum Schwimmen nicht so sehr. Aber dafür gibt es einen herrlichen Sonnenuntergang in einer Gegend, die super unbesiedelt ist. Morgens kamen ein paar Straßenhunde und ein paar Esel vorbei.
Auf dem Weg zwischen Shkodra und Tirana oder Shkodra und Berat bietet sich ein Zwischenstop in der Lagune Patok an – wenn du gerne Fisch isst.
Über die Lagune führt ein Sackgassenweg, auf welchem sich auf beiden Seiten Fischrestaurants befinden. Alle Restaurants sind auf dem Wasser gebaut und es gibt einen tollen Ausblick beim Abendessen. Je nachdem, was am selbigen Tag gefangen wurde, variiert die Karte. Dafür ist alles Fangfrisch!
Berat ist einer der wenigen Städtetrips, den wir bei unserem Albanien-Roadtrip gemacht haben. Die Stadt liegt zu beiden Seiten des Flusses und zieht sich treppenartig den Berg hinauf. Die Altstadt selber liegt nur auf der einen Seite, die andere ist eine reine Wohngegend.
Unten an der Hauptstraße gibt es viele kleine Cafés und Restaurants. Verschwindet man in einer der Gassen, erwarten dich viele Treppenstufen, die von einem Gebäude zum nächsten führen. Wir hatten richtig Spaß daran, all die schmalen Gassen zu erkunden.
Oberhalb von Berat liegt die Burg von Berat, zu Fuß etwa 15 Minuten von unten, der Weg ist aber sehr steil. Da es an unserem Besuchstag richtig heiß war, sind wir gefahren, das ist also auch problemlos möglich. In den Sommermonaten kostet die Burg ein kleines Eintrittsgeld (ca. 2,50 EUR). Wir waren im Oktober dort, da war das Kassenhäuschen unbesetzt und die Schranke oben. Innerhalb der Burg gibt es ebenfalls ein paar Cafés und Souvenirstände. Du kannst die schmalen Gassen erkunden und einen tollen 360° Ausblick über die Landschaft genießen.
Wir haben in Berat die Nacht auf dem Campingplatz River Side Camping verbracht und können den Platz auch 100%ig weiterempfehlen. Der Camper kann unter einem eigenen Abdach aus Stroh untergestellt werden, da hatten wir auch Platz zum Wäsche und Hängematte aufhängen. Es gibt saubere heiße Duschen, Waschmaschinen, Strom, WLAN und Ver- und Entsorgung (nicht weit verbreitet in Albanien!). Zudem haben wir mit 3 Personen, Hund und Campervan ca. 12 € bezahlt.
Der Ohrid-See liegt zur Hälfte in Albanien und zur Hälfte in Nordmazedonien. Wir haben ihn einmal umrundet und uns einfach treiben lassen, überall da angehalten, wo es uns gefallen hat. Nach Nordmazedonien konnten wir problemlos visafrei einreisen. Für den Campervan ist die Grüne Versicherungsplakette notwendig.
Von Lin kommend sind wir Richtung Süden gefahren und haben dabei einmal die Stadt Pogradec durchfahren. Dort gab es aber nicht viel zu sehen, also sind wir gleich weiter über die Grenze. Gleich hinter der Grenze liegt das Kloster Sveti Naum, ein riesiges Klostergelände mit Restaurant, Souvenirläden, eigenem kleinen See (inklusive Bootsrundfahrt) und vielen Orthodoxen Gebäuden. Hinweis: Am Eingang hing ein Schild, das Hunde nicht mit auf das Gelände dürfen. Wir haben nett gefragt, da wir recht spät am Nachmittag da waren und nicht viel Betrieb war, dürften wir unsere Hunde mitnehmen. Aber unbedingt angeleint lassen, da auf dem Gelände Pfauen frei rumlaufen!
Rund um den Ohrid-See wirst du viele weitere kleine Kloster-Anlagen finden, die du besichtigen kannst. Das Sveti Naum ist allerdings das größte Kloster.
Für uns ging es dann weiter Richtung Ohrid, quasi die Hauptstadt vom See. Ohrid ist eine super moderne Stadt mit großer Fußgängerzone, wo du auch die ein oder andere bekannte Kette finden wirst. Ebenso viele Lebensmittelmärkte, Kirchen und Moscheen, die du dir ansehen kannst.
Nach unserem Stadtbummel sind wir weiter Richtung Albanische Grenze gefahren und konnten problemlos wieder „zurück einreisen“. Rund um den Ohrid-See wirst du viele Plätze finden, um direkt am See freizustehen. Außerdem gibt es viele kleine Betriebe, um Boote oder Kajaks zu leihen. Der See eignet sich auch absolut zum Tauchen oder Schwimmen, da das Wasser superklar ist.
Hinweis: In den Herbstmonaten (wir waren im Oktober dort) sind die „Hauptstraßen“ an der Griechischen Grenze (von G bis B und von B bis C und weiter nördlich) vorsichtig zu befahren. Wir hatten viele Steine auf der Straße liegen und stellenweise war durch Steinschläge sogar der Asphalt weggebrochen – darunter war „Abgrund“ und die Löcher waren auch nicht abgesperrt oder von weitem irgendwie sichtbar markiert!
Nicht weit von der Griechischen Grenze entfernt liegen die Heißen Quellen, nahe dem Ort Petran. In den Schwefelquellen kannst du sogar in den Wintermonaten baden gehen, da sie immer um die 20 – 25° warm sind.
Vor den Heißen Quellen gibt es einen großen Parkplatz, auf dem auch übernachtet werden kann, Umkleidekabinen und ein Restaurant. Zudem ist der „Eintritt“ zu den Schwefelquellen umsonst!
Hinter den Quellen führen einige Wanderwege durch den Canyon und den Fluss.
Das Blue Eye liegt in den Bergen zwischen den Städten Jorgucat und Saranda und ist eine Kaltwasserquelle, die durch seine tiefe Blaufärbung seinen Namen erhalten hat. Als wir dort waren, war die gesamte Infrastruktur um das Blue Eye im Bau, mittlerweile gibt es dort Parkplätze, Infostände Wanderwege und natürlich eine Schranke, um das Eintrittsgeld zu bezahlen.
Ein Abstecher lohnt sich, wer richtig wagemutig ist kann auch von einer kleinen Anhöhe direkt in die Mitte des Blue Eye springen. Das Wasser dort soll superkalt aus dem Inneren kommen und wir haben bei einigen Wagemutigen gesehen, dass es super schwierig gewesen sein muss, gegen die Strömung anzuschwimmen. Zudem weiß bis heute keiner, wie tief es dort eigentlich genau rein geht.
Da wir von Albanien aus nicht direkt die Heimreise angetreten sind, sondern mit der Fähre von Durres aus übergesetzt sind, sind wir die Küste vom Süden kommend bis nach Durres hochgefahren. An der Albanischen Küste wirst du viele Möglichkeiten finden, um direkt am Meer freizustehen, da die meisten Strände Kiesstrände sind. Das Wasser ist glasklar, die Sonnenuntergänge sind fantastisch und überall gibt es kleine Dörfer mit Lebensmittelmärkten und Restaurants.
Von der Lagune Nartes aus lohnt es sich, einen Abstecher zum Kloster St Mary’s zu machen, das liegt mitten in der Lagune und ist über einen Holzsteg zu erreichen. In der Lagune kannst du sogar Flamingos sehen!